Systemische Therapie
Alles hängt zusammen – das ist der Kern der Systemischen Therapie. Mit dieser Betrachtungsweise gewinnt man verblüffende Erkenntnisse und erhält erstaunlich wirksame Hebel für Veränderungen.
Das funktioniert nicht nur im privaten Bereich sondern auch in ganzen Unternehmen. Die Systemische Therapie hebt hervor, dass psychische Erkrankungen auch durch die Art und Weise entstehen können, wie Menschen im Alltag miteinander umgehen. Sie geht davon aus, dass wichtige Ursachen für die psychische Gesundheit in den Beziehungen zwischen Menschen liegen. Eine psychische Erkrankung kann ein Zeichen dafür sein, dass innere und zwischenmenschliche Spannungen für die betroffene Person schwer zu bewältigen sind.
Deshalb werden in die Betrachtung oft auch Partner, Eltern, Geschwister, Kollegen oder andere wichtige Bezugspersonen einbezogen. So können Konflikte und problematische Beziehungen besser erkannt und bearbeitet werden. Ein zentrales Ziel der Systemischen Therapie ist es, die Stärken der Betroffenen und ihres sozialen Systems zu nutzen, um Verhalten zu verändern, Beziehungen neu zu gestalten oder anders zu sehen und gemeinsam Lösungen für bestehende Probleme zu entwickeln.
In der Systemischen Therapie werden Beziehungen zum Beispiel durch Zeichnungen oder Figuren dargestellt. Durch die räumliche Darstellung kann gezeigt werden, was die Menschen füreinander empfinden und wie nah sie sich stehen. Diese Visualisierung kann oft mehr ausdrücken als Worte.
Neben solchen metaphorischen Techniken kommen auch zirkuläre Fragen sowie weitere Frage- und Interventionstechniken zum Einsatz. Diese helfen, das Problem und die Sichtweise darauf zu erkennen, zu hinterfragen und neue Perspektiven sowie Handlungsmöglichkeiten zu eröffnen.
Die Systemische Therapie arbeitet nicht nur mit Einzelpersonen, sondern auch mit Familien, Paaren und Arbeitsumfelder sowie Organisationen. Im Gegensatz zu vielen anderen Therapien finden die Sitzungen oft in unregelmäßigen und größeren Abständen statt, je nach Bedarf der Klienten.
Verhaltenstherapie
Ganz anderes packt eine Verhaltenstherapie seelische Probleme an: Sie ist eher praktisch orientiert. Es geht darum, Verhaltes- und Denkmuster, die man in bestimmten Situationen entwickelt hat, aufzudecken, zu hinterfragen und gegebenenfalls durch günstigere Strategien zu ersetzen.
Der Begriff Verhaltenstherapie umfasst verschiedene Ansätze und eine Vielzahl von psychotherapeutischen Methoden. Ursprünglich wurde sie vor allem in den USA auf Basis der Lerntheorie entwickelt. Alle diese Ansätze teilen die Grundidee, dass menschliches Verhalten erlernt ist und somit auch wieder verlernt werden kann, wenn es problematisch ist. Das bedeutet auch, dass man positive oder angemessenere Verhaltensweisen später noch erlernen kann.
Im Laufe der Zeit wurde die Verhaltenstherapie weiterentwickelt, wobei besonders die Integration kognitiver Elemente hervorzuheben ist. Das heißt, es wird nicht nur das beobachtbare Verhalten betrachtet, sondern auch die Gedanken, Gefühle und inneren Erlebnisse der Person stärker in den Fokus gerückt.
Unter Verhalten versteht man also nicht nur die äußerlichen Handlungen oder körperlichen Reaktionen, sondern auch die Gefühle, Gedanken, Motive und die Bewertungen, die eine Person von sich selbst und ihrer Umwelt hat.
Das Verhalten beeinflusst, wie jemand durchs Leben geht: Ob er seine Bedürfnisse ausdrücken kann und er sich selbst und anderen gegenüber so verhält, dass sie angemessen befriedigt werden können und ob er die Fähigkeiten besitzt, sich in Gemeinschaften einzubringen, oder ob er gelernt hat, sich einem Menschen gegenüber so anzuvertrauen, dass er eine tiefere Bindung eingehen kann.
Wenn jemand Schwierigkeiten hat, in wichtigen Lebensbereichen für sich selbst zu sorgen, kann eine Verhaltenstherapie dabei helfen, den Umgang mit sich selbst und anderen zu verbessern. Das Ziel ist, nach und nach neue Verhaltensweisen zu erlernen, mit denen die Betroffenen ihre eigenen Ziele besser erreichen und besser mit ihrer Umwelt umgehen können. Fachlich gesagt: Es geht darum, dysfunktionale Verhaltensweisen in funktionale umzuwandeln.
Die Arbeit in der Verhaltenstherapie ist ziel- und lösungsorientiert. Ein zentraler Ansatz ist die Hilfe zur Selbsthilfe, bei der die Klienten lernen, eigenständig Lösungen zu entwickeln und ihre Fähigkeiten zu stärken.
Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie
Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie hat ihren Ursprung in der Psychoanalyse. Sie basiert auf der Annahme, dass aktuelle Konflikte oder schmerzhafte Erfahrungen aus früheren Lebensphasen zu psychischen Erkrankungen führen können. Auch Armut oder ein Mangel an emotionaler Zuwendung und Unterstützung in der Kindheit können psychische Probleme verursachen. Besonders schmerzhafte Erlebnisse und Konflikte mit Eltern, Geschwistern oder anderen wichtigen Personen werden oft unbewusst verdrängt.
Obwohl wir diese Konflikte nicht bewusst erinnern, können sie dennoch unser Leben beeinflussen. Sie wirken sich auf unsere Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen aus und prägen, wie wir unsere Beziehungen gestalten. Das, was wir in der Kindheit in Bezug auf Beziehungen gelernt oder nicht gelernt haben, kann später im Leben Schwierigkeiten bereiten oder sogar psychisch krank machen. Deshalb können Beziehungen zu Partnern, Freunden oder Kollegen schwierig werden oder scheitern. In der Psychotherapie spricht man dann von einem Konflikt zwischen prägenden Erfahrungen und den aktuellen Bedürfnissen und Erwartungen.
Therapeuten, die tiefenpsychologisch arbeiten, helfen dabei, unbewusste Konflikte und Ursachen zu erkennen, die den aktuellen psychischen Beschwerden zugrunde liegen. Sie unterstützen dabei, sich mit diesen Konflikten auseinanderzusetzen und das eigene Verhalten zu verändern. Ziel ist es, wiederkehrende Beziehungsmuster und psychische Konflikte, die das Leben einschränken, zu verstehen und zu verändern. Ein Beispiel dafür ist der Konflikt zwischen dem Bedürfnis, in einer Beziehung versorgt zu werden, und dem Wunsch, unabhängig zu sein. Das Ziel der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie ist es, diese unbewussten Konflikte aufzulösen, damit sie nicht mehr krank machen.
Neuropsychologische Therapie
Die neuropsychologische Therapie ist eine spezielle Behandlung, die bei verschiedenen Problemen hilft, die durch eine Schädigung des Gehirns entstehen können. Solche Ursachen sind oft Verletzungen oder Krankheiten des Gehirns, zum Beispiel durch einen Unfall oder einen Schlaganfall. Wenn Sie zum Beispiel bei einem Autounfall eine Kopfverletzung erlitten haben, könnten Sie danach Schwierigkeiten haben, sich gut zu konzentrieren oder Dinge zu merken. Es kann auch sein, dass Sie sich stark zurückziehen und kaum noch Interesse an Aktivitäten zeigen.
Das kann daran liegen, dass das Leben nach einer Hirnverletzung oft ganz anders ist als vorher. Häufig gibt es erhebliche Einschränkungen, zum Beispiel eine Abnahme der Leistungsfähigkeit oder der Belastbarkeit. Manchmal können Betroffene nach einem Unfall ihren bisherigen Beruf nicht mehr ausüben oder überhaupt nicht mehr arbeiten. Manche Betroffene schämen sich so sehr, all das nicht mehr so gut zu können, was für alle anderen selbstverständlich ist, dass sie den Kontakt zu anderen Menschen meiden.
Mit der neuropsychologischen Therapie sollen die psychischen und körperlichen Probleme, die durch die Hirnverletzung entstanden sind, gelindert werden. Die Betroffenen lernen, mit den Einschränkungen umzugehen und sie so gut wie möglich auszugleichen. Ziel ist es, dass sie ihr tägliches Leben möglichst selbstständig bewältigen können. Die Behandlung dauert meist mehrere Monate, manche Menschen werden auch über Jahre begleitet.
Diese Therapie wird von speziell ausgebildeten Psychotherapeuten und Psychotherapeutinnen angeboten. Sie haben eine zusätzliche Weiterbildung im Bereich „Klinische Neuropsychologie“ absolviert, die mindestens zwei Jahre dauert.
Quelle: Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) (2021). Wege zur Psychotherapie
Psychologische Beratung und Psychotherapie
Wenn wir von Beratung sprechen, handelt es sich meist um ein persönliches Gespräch, bei dem professionelle Unterstützung bei konkreten Problemen geboten wird.
Psychologische und psychosoziale Berater unterstützen Menschen, wenn sie aktuelle Probleme lösen müssen, unter einer akuten Krise leiden, bestimmte Fähigkeiten entwickeln oder sich in schwierigen Lebenssituationen besser zurechtzufinden wollen. Sie begleiten beispielsweise bei persönlichen Fragen, Lebensumbrüchen oder in Krisenzeiten.
Das Angebot an Beratungsformen ist äußerst vielfältig und deckt nahezu alle Lebensbereiche ab: von Lebensberatung und Coaching bis hin zu speziellen Therapien wie der Soziotherapie, die Menschen mit psychischen Erkrankungen bei der Wiedereingliederung ins Leben unterstützt. Auch Seelsorge oder psychologische Beratung zählen dazu. Dabei ist die Abgrenzung zur Psychotherapie manchmal fließend, da sich Themen und Methoden überschneiden können.
Was unterscheidet Beratung von Psychotherapie?
Der entscheidende Unterschied liegt darin, dass bei Beratungsangeboten keine psychischen Störungen mit Krankheitswert behandelt werden dürfen. Es dürfen keine Diagnosen gestellt werden. Psychische Erkrankungen werden nur unterstützend begleitet, beispielsweise durch Maßnahmen wie die Soziotherapie.
Was ist psychologische Beratung?
Wenn jemand konkrete Konflikte oder Lebensfragen besser bewältigen möchte, kann psychologische Beratung eine wertvolle Unterstützung sein. Hier kommen Methoden aus dem Coaching oder Interventionstechniken aus therapeutischen Ansätzen wie Verhaltenstherapie oder Systemischer Therapie zum Einsatz – auch wenn keine psychotherapeutische Behandlung erfolgt.
Was versteht man unter psychosozialer Beratung?
Man unterscheidet psychologische und psychosoziale Beratung, wobei die Grenzen zwischen diesen beiden Berufsfeldern sehr fließend sein können. Psychosoziale Beratung ist gegenüber der Psychotherapie leichter abgrenzbar als es die Psychologische Beratung ist.
Meist unterstützen psychosoziale Berater Menschen in herausfordernden Lebenssituationen, damit sie besser damit umgehen können. Sie leisten beispielsweise Unterstützung bei psychischen Erkrankungen oder belastenden Diagnosen wie Krebs. Diese Berater sind in Praxen, aber auch in Institutionen wie Jugendämtern, Kliniken oder im Strafvollzug tätig.
Welche Qualifikationen haben Berater?
In Deutschland gibt es eine Vielzahl an Beratungsangeboten, deren Qualifikationen sehr unterschiedlich sind. Es gibt keine einheitliche gesetzliche Regelung für die Ausbildung, weshalb die Qualität variieren kann. Einige Berater verfügen über staatlich anerkannte Weiterbildungen, etwa als Psychologischer Berater oder Personal Coach, die nach der AZWV (Anerkennungs- und Zulassungsverordnung Weiterbildung) zertifiziert sind. Viele haben auch ein Studium in Psychologie, Sozialarbeit oder Theologie abgeschlossen.
Fachlich qualifizierte Berater tragen oft Titel wie „Diplom-Psychologe“, „Dipl.-Psych.“ oder „Psychologe M.Sc.“ – diese Bezeichnungen sind gesetzlich geschützt und setzen ein entsprechendes Studium voraus. Auch Diplom-Pädagogen, Sozialpädagogen oder Sozialarbeiter sind häufig in diesem Bereich tätig, wobei ihre Ausbildung weniger psychologisch spezialisiert ist.
Seit einiger Zeit gibt es zudem Masterabschlüsse in „Psychosoziale Beratung und Therapie in der Sozialen Arbeit“, die man in Deutschland erwerben kann, vorausgesetzt, man hat einen Bachelor in einem verwandten Studiengang.
Berufsverbände als Orientierungshilfe
Eine Mitgliedschaft in einem Berufsverband kann ein Hinweis auf die Seriosität und Qualität eines Beraters sein. Solche Verbände setzen Standards für Ausbildung und Fortbildung und vergeben Zertifikate, die eine gewisse Qualitätssicherung bieten. Dennoch können die Anforderungen je nach Verband variieren.
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